BERICHT EXPERTENTELEFON „Osteoporose“ am 12.03.2013

Osteoporose, die schleichende Gefahr

Frauen jenseits der 50 haben ein erhöhtes Osteoporoserisiko. Wer gegen den Knochenschwund rechtzeitig aktiv wird, kann jedoch wirksam gegensteuern. Am Telefon gaben vier Experten wichtige Tipps zum Thema.

Wenn bei Frauen in den Wechseljahren der Östrogenspiegel sinkt, hat das viele Auswirkungen auf den Körper: Eine besonders gravierende Folge ist der Abbau von Knochensubstanz, bis hin zum Knochenschwund (Osteoporose). Vor der Menopause schützt das weibliche Geschlechtshormon Östrogen die Knochen. Fällt dieser Schutz weg, beschleunigt sich der alterungsbedingte Abbau und die Belastbarkeit des Knochengerüsts nimmt deutlich ab. Dann kann es zu Brüchen kommen – oft als Folge eines Sturzes, aber auch spontan, wobei besonders häufig auch die Wirbelkörper betroffen sind. Um das zu verhindern, ist eine gesunde Lebensweise und im Krankheitsfall eine gezielte Medikation wichtig. Worauf man achten muss und welche Maßnahmen im Einzelnen sinnvoll sind, erklärten vier Experten bei unserer Telefonaktion.

Wichtig für starke Knochen ist regelmäßige Bewegung. Sie dient nicht nur der Vorbeugung, sondern kann auch helfen, den Knochenschwund zu bremsen, wenn schon eine Osteoporose diagnostiziert wurde. Hier konnte Heide Ecker-Rosendahl als Botschafterin der Initiative „Gemeinsam für starke Knochen“ wertvolle Tipps geben: „Natürlich gibt es Sportarten, wo es zu ruckartigen Bewegungen oder starken Stauchungen kommt und die bei fortgeschrittener Osteoporose nicht geeignet sind“, so die engagierte Sportlerin. „Andere, wie zum Beispiel Nordic Walking oder bestimmte Gymnastikarten, sind eher unbedenklich. Beginnen Sie mit leichten Übungen im Sitzen. Wenn Sie sich sicherer fühlen, können Sie mehr wagen.“ Auch Aktivitäten im Alltag wie Treppensteigen und vom Arzt empfohlene Sportgruppen könnten sinnvoll sein. Unter www.osteoporose.de hat die Diplom-Sportlehrerin geeignete Übungen zusammengestellt.

 

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Kalzium für die Knochen

Als wichtige Basis der Osteoporosevorbeugung und -behandlung gilt eine ausreichende Versorgung mit Kalzium. Der Orthopäde und Sportmediziner Dr. med. Joachim Cassens empfiehlt dafür Milchprodukte, die es in jedem Supermarkt auch in laktosefreier Form gibt. Es lohnt sich auch, auf kalziumreiches Mineralwasser sowie zu grünen Gemüsesorten zu greifen. „Grünkohl ist mit circa 420 Milligramm pro Portion eine der kalziumreichsten Gemüsesorten. Fenchel, Mangold und Brokkoli enthalten ebenfalls viel davon. Auch Obstsorten wie beispielsweise Orangen, Himbeeren und Feigen haben einen hohen Kalziumgehalt“, so der Experte. Außerdem rät er zu maßvollem Alkoholkonsum, da Alkohol als Kalziumräuber gilt.

Vitamin D als Basistherapie

Neben Kalzium gehört nach Aussagen der Experten auch eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D zur Vorbeugung und Basistherapie gegen Knochenschwund. Gerade im Winter seien laut dem Endokrinologen und Stoffwechselexperten Prof. Dr. med. Hilmar Stracke viele Patienten unterversorgt. „Aus diesem Grunde ist eine Prophylaxe mit Vitamin D sinnvoll. Als tägliche Dosis sind 1.000 bis 2.000 IE (Internationale Einheiten) anzuraten“, erklärte er. Bei einer bereits ausgeprägten Osteoporose mit erhöhtem Knochenbruchrisiko rieten die Fachärzte einhellig zu einer zusätzlichen Therapie mit spezifischen Osteoporosemedikamenten. Dazu zählten etwa Bisphosphonate, SERMs (selektive Östrogenrezeptor-Modulatoren), Denosumab und Strontiumranelat. „Neben der täglichen, wöchentlichen oder monatlichen Tabletteneinnahme gibt es auch Wirkstoffe, die in größeren Abständen in Form von Spritzen oder Infusionen in die Vene verabreicht werden oder unter die Haut gespritzt werden“, erläutert Prof. Stracke.

Das eigene Risiko erkennen

Damit Betroffene rechtzeitig untersucht und behandelt werden, sollte jede Frau ihr persönliches Risiko kennen und erste Vorzeichen richtig deuten. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören die Wechseljahre bei Frauen, familiäre Vorbelastung, geringe körperliche Aktivität, Untergewicht, hohes Lebensalter, zu viel Alkohol und eine unzureichende Versorgung mit Kalzium und Vitamin D. „Bei einem Zusammentreffen von drei starken Risikofaktoren ist eine Knochendichtemessung sinnvoll“, rät die Gynäkologin und Osteoporosespezialistin Dr. Vanadin Seifert-Klauss. Diese ist vollkommen schmerzfrei und unkompliziert. Wenn bereits ein Knochenschwund vorliegt, muss dieser lebenslang behandelt und überwacht werden. Dafür gibt es heute wirksame Medikamente. Dr. Cassens betont: „In der Regel werden in zwei- bis dreijährigen Abständen eine Knochendichte-Messungskontrolle und eine Laborkontrolle durchgeführt.“ Je nach Verlauf werde dann entschieden, wie die Behandlung weitergeführt wird.


INFOKASTEN

Weitere Informationen im Internet

  • www.dv-osteologie.de: Neues aus der Forschung und eine Suchfunktion für Osteologen und zertifizierte Osteologische Schwerpunktzentren.
  • www.osteoporose.de: Auf den Seiten der Initiative „Gemeinsam für starke Knochen“ gibt es Tipps, Infos, Ratschläge für die Ernährung und ein Bewegungsprogramm zum Mitmachen.
  • www.osteoporose-deutschland.de: Der Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V. bietet neben Informationen auch Adressen von Selbsthilfegruppen, Kliniken und Ärzten.

Am Telefon saßen für Sie:

Dr. med. Vanadin Seifert-Klauss, Privatdozentin und Fachärztin für Gynäkologie, gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Oberärztin der Frauenklinik und Leiterin des Osteoporosezentrums, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität, München.

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Prof. Dr. med. Hilmar Stracke, Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Stellvertretender Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik III am Universitätsklinikum Gießen und Marburg.

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Dr. med. Joachim Cassens, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Osteologe DVO, Marburger Medizinisches Versorgungszentrum.

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Heide Ecker-Rosendahl, Diplom-Sportlehrerin, ehemalige deutsche Leichtathletin und Goldmedaillengewinnerin der Olympischen Spiele 1972, Botschafterin der Initiative „Gemeinsam für starke Knochen“, Leverkusen.

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Quelle: deutsche journalisten dienste (djd),
Gesundheitsthemen